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November 2014

Gelernt ist gelernt – Fotografen-, Fotolaboranten/Mediengestalter-Ausbildung im Wandel der Zeit

Nicht nur die Fotografie veränderte sich in ihrer 175-jährigen Geschichte, auch die Ausbildungswege zum Fotografen und Fotolaboranten waren dem Wandel unterworfen. Im 19. Jahrhundert waren viele Fotografen Autodidakten und mancher von ihnen wirkte auch an der Entwicklung und Forschung des Mediums Fotografie mit.

Um die Wende zum 20. Jahrhundert gründete sich in München die Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie als eine der ältesten Fotografenausbildungsstätten Deutschlands. Die von der „Königlich Bayerischen Staatsregierung subventionierte Bildungsanstalt“ konnte im Laufe ihres Bestehens auf so bekannte Fotografen als Lehrer wie Frank Eugene stolz sein und entließ in das Fotografenleben unter anderem 1917 Germaine Krull und 1927 Lotte Jacobi. Bemerkenswert vor allem, weil man erst 1905 Frauen zur Fotografenausbildung zuließ. Aus der Lehranstalt wurde später die Bayerische Staatslehranstalt für Photographie, aus der ein Studiengang Fotodesign der Fachhochschule München hervorging.

Als eine der ältesten Ausbildungsstätten für Fotografie an einer Hochschule ist die Folkwang Universität der Künste in Essen bekannt, die Ende der 1950er Jahren unter der Führung von Professor Dr. Otto Steinert große Anerkennung erwarb.

Weltbedeutung als Ausbildungsstätte für Fotografen erlangte die Becher Schule. An der Düsseldorfer Photoschule lehrten Bernd und Hilla Becher in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts künstlerische Fotografie. Aus ihr gingen unter anderem Fotokünstler wie Andreas Gursky, Thomas Ruff, Thomas Struth und Candida Höfer hervor, die mit ihrer Fotografie weltberühmt wurden. Auf viele Erfolge kann auch die Fachhochschule Düsseldorf zurückblicken, zu deren Professoren der bekannte Fotograf Gerhard Vormwald gehört. Bei Fachhochschulen und Akademien rekrutiert sich vor allem der Nachwuchs der Auftragsfotografie wie Mode, Autos oder Stilllife und der künstlerischen Fotografie. Vor allem im Bereich des Bildjournalismus hat sich die Fachhochschule Hannover mit Professor Rolf Nobel einen Namen gemacht, dessen Studenten regelmäßig mit Auszeichnungen bedacht werden. Angesehen ist auch der Berliner Lette Verein, eine Stiftung des öffentlichen Rechts oder die Lazi Akademie in Esslingen, die ein viersemestriges Fotostudium anbietet.

Über lange Zeit war der Berufsbegriff Fotograf geschützt und durfte nur von dem genutzt werden, der ihn als Handwerk erlernt hatte. Unterschieden wurde der Begriff Fotograf als Zeichen für eine handwerkliche Ausbildung, wie sie vor allem Porträt- oder Hochzeitsfotografen hatten und die Bezeichnung Fotodesigner für die künstlerisch oder auch journalistisch arbeitenden Fotografen. Nach wie vor ist Fotograf ein Ausbildungsberuf nach der Handwerksordnung. Die dreijährige Ausbildung im Handwerk wird mit verschiedenen Schwerpunkten wie Porträt-, Produkt-, Industrie- und Architektur und Wissenschaftsfotografie angeboten. Für Branchenfremde mag das Verschwinden des geschützten Begriffes Fotograf vielleicht auch ein Nachteil sein, da sich auch jeder Amateur als solcher bezeichnen kann, ohne dass er die entsprechende Vorbildung hat, um einen Auftrag korrekt abzuwickeln.

Andererseits muss ein Fotograf nicht zwingenderweise eine vorgegebene Ausbildung haben, um zu hervorragenden Fotos zu kommen. Ein Beispiel dafür ist Norbert Rosing, heute einer der besten deutschen Naturfotografen. Nach mehreren beruflichen Stationen wie Kaufmann, Soldat und Krankenpfleger ist er vom Hobbyfotografen zum Profi geworden. Seine Bilder wurden in zahlreichen Bücher veröffentlicht, sind im National Geographic Magazin erschienen und seine Bildvorträge finden ein begeistertes Publikum.

Dem Wandel der Zeit hat sich auch der Beruf des Fotolaboranten angepasst. Im 19. Jahrhundert war gemeinhin jeder Fotograf auch sein eigener Laborant, der seine Filme entwickelte und seine Vergrößerungen selbst herstellte. Erst mit der Durchsetzung des Rollfilms verließ die Verarbeitung die Hand des Fotografen und es entstanden Labore, in denen die Erzeugnisse der Fotografen von Fotolaboranten weiterbearbeitet wurden. Als berühmtester Fotolaborant gilt Pierre Gassmann, der 1913 in Breslau geboren wurde und schon mit zwölf Jahren mit dem Fotografieren begann. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten floh er als Jude und Kommunist nach Paris, wo er zahlreiche Fotografen traf wie Robert Capa und Gerda Taro, seine spätere Geliebte. Zuerst noch im eigenen Badezimmer verdiente sich Pierre Gassmann seinen Lebensunterhalt als Fotolaborant zu der Zeit, als es noch keine Dienstleistungslabore gab. Gassmann wurde mit seiner geschickten Arbeit nicht nur die rechte Hand von Henri Cartier-Bresson sondern auch der Laborant anderer bekannter Fotografen wie André Kertész, Robert Doisneau und Man Ray. 1950 gründete er Picto, das erste Fachlabor Europas in Paris. Seinen Beruf im Fotolabor erklärte Pierre Gassmann mit den Worten: „der Fotograf ist der Komponist, er schreibt die Noten, und ich bin der Dirigent, der seine Partitur interpretiert.“

Erst 2013 hat die Bundesagentur für Arbeit den Erfordernissen der Zeit folgend die Ausbildung als Fotolaborant aufgehoben und sie in die Ausbildung zum Mediengestalter Digital und Print integriert. Sie kombinieren Medienelemente, bereiten Daten für den digitalen Einsatz auf und stellen sie für den jeweiligen Verwendungszweck zusammen.

Nach wie vor sind Fotolaboranten/Mediengestalter - vor allem im Fine Art Bereich - begehrte Fachkräfte. In der Digitalfotografie haben viele Profifotografen, die oft zeitaufwändige Bearbeitung ihrer Daten an Mediengestalter übergeben, um sich ganz der Fotografie zu widmen.

Den Erfordernissen der Zeit folgend haben sich inzwischen eine ganze Reihe Akademien auf die Ausbildung von Mediengestaltern spezialisiert, die umfassend Bildbearbeitung aber auch die Aufbereitung von Texten, Grafiken und Illustrationen lehren. Eine breite Palette an Ausbildungslehrgängen bietet unter anderem auch das Photo + Medienforum Kiel. So steht dort nicht nur ein 30-monatiger Vollzeitlehrgang zum Fotografen auf dem Programm, sondern unter anderem auch Lehrgänge mit der Fachrichtung Foto- und Medientechnik. Ein Schwerpunkt liegt auch in Workshops und Seminaren rund um den Fotohandel. So werden dort unter anderem Azubi Workshops angeboten, die zum Beispiel den Verkauf und die Technologie von Digitalkameras lehren.

Ein Praktikum ist auch einer der vielen Wege, die sich beim Berufswunsch Fotograf anbieten. Schon in den Anfängen der Fotografie haben viele das Wissen der Kollegen genutzt, um sich in ihren Studios die Technik des Handwerks und das Können des Bildermachens anzueignen. Auch heute ist ein Praktikum, vor allen wenn es bei einem bekannten etablierten Fotografen absolviert wird, ein erfolgversprechender Einstieg in den Beruf. Nicht wenige zieht es für ein Praktikum auch in die Ferne, denn um den Markt auch über die Grenzen Deutschlands kennenzulernen, ist ein Aufenthalt im Ausland sei es New York oder Paris sehr begehrt.

Viele Wege führen nach Rom beziehungsweise zum Beruf Fotograf, feste Regeln wie man das Ziel erreicht, die Fotografie zum Broterwerb zu machen, gibt es nicht. Außer der Ausbildung ist Talent immer noch ein wichtiges Kriterium, um ein guter Fotograf zu werden. Wie in vielen Berufen ist es auch bei den meisten Fotografensparte: Ständige Weiterbildung ist für den Erfolg eine wichtige Voraussetzung, denn wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit.

Quelle: Prophoto GmbH

© W. J. Whittingham (1887-1941). Quelle

© Briefmarkte 1991 zu 125 Jahre Lette Verein

© Photo+Medien Forum Kiel

© Photo+Medien Forum Kiel

© EVA (Photo+Medien Forum Kiel)

© EVA (Photo+Medien Forum Kiel)

© EVA (Photo+Medien Forum Kiel)

© Fotofestival Zingst Seminar 2012

© Olympus_Workshop_Fotofruehling_Zingst


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